Büroräume im Wandel – hat das traditionelle Office ausgedient?

Wer sich täglich mit Kommunikation beschäftigt, sollte auch darüber nachdenken, ob sich im Zuge der veränderten Arbeitswelten nicht auch die räumlichen Bedingungen der Arbeitsplätze verändern müssten. Wenn dem so wäre, hätte dann die gute alte Bürozelle, deren Ende ja schon so häufig prognostiziert wurde, tatsächlich ausgedient? Wilhelm Bauer vom Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation in Stuttgart ist sich sicher, dass dies so kommen wird. Die neuen modernen Bürowelten, die dann unsere Arbeitsplätze bestimmen werden, beschreibt er so: „Wir werden nicht mehr an singulären Bildschirmen, sondern in vernetzten Multimediaumgebungen arbeiten. Große Projektionsflächen werden die Besprechungsräume prägen. Die Mitarbeiter können sich auch durch Telepräsenz hinzuschalten und interaktiv alle Informationen bearbeiten.“

Die Zukunft wird demnach neuen, wandelbaren Büros gehören, in denen die Mitarbeiter als flexible Büronomaden von Tisch zu Tisch pendeln und nur für einen bestimmten Zeitraum in einem Team zusammenarbeiten. Die kleine Bürozelle, die in Deutschland noch immer einen überdurchschnittlich hohen Anteil von 70 % an den Büroarbeitsplätzen hat (ca. 30 % in USA, ca. 20 % in Großbritannien), ist für diese hybriden Arbeitswelten nicht mehr kompatibel. Außerdem stellt Wilhelm Bauer heraus: „Trotz eines nachgewiesenen Zusammenhangs zwischen Wohlfühlen und Motivation dienen Büros mehr denn je der Interaktion und nicht dem Rückzug. Es wäre falsch, Wohlfühlen allein auf die Raumform des Zellenbüros zu reduzieren.“ Der Rückzugsort des allseitig umschlossenen Büroraums wird sich in offene, nur durch Glaswände akustisch getrennte Raumbereiche verwandeln. Über den dadurch erzielten visuellen Kontakt wird das Gefühl der Teamzugehörigkeit unterstützt und der Teamgeist gestärkt.

Geht man davon aus, dass für das Büro der Zukunft vor allem dessen Flexibilität zählt, werden sich in den kommenden Jahren entscheidende Veränderungen ergeben. Ich denke, dass dies sicher nicht alle Branchen in gleichem Maße betrifft, doch gerade auch für den Bereich „Kommunikation“ wird diese Raumfrage und die Möglichkeit des Rückzugs in die eigene Zelle von zentraler Bedeutung sein. Und noch etwas kommt hinzu: parallel zur Grundrissfigur muss freilich auch die IT-Ausstattung eines Büros mit den Veränderungen Schritt halten: „Um Wissen überall zu jeder Zeit zur Verfügung zu stellen“, so Bauer, „brauchen wir Displays an möglichst vielen Orten, fest eingebaute und mobile.“ Schließlich zählt der möglichst schnelle Gedankenaustausch innerhalb eines Teams zu den wichtigsten Zielen der neuen Bürowelten. Unter diesen veränderten technischen und räumlichen Vorzeichen wird sich der Büroarbeitsplatz auf einen spürbaren Wandel einstellen müssen. Klar ist, dass es hierbei insbesondere darum geht, die Mitarbeiter durch ihr neues Arbeitsumfeld zu motivieren – oder noch besser, für sie ein „Reizklima für Höchstleistungen“ zu schaffen.

Quelle: KAP #2, Zeitschrift des KAP, Forum für Architektur, Technologie und Design; Köln 2008, S. 30 ff

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