Journalisten-Liebling: Das informative Startup

Gibt es das Startup aus dem Bilderbuch? Tolle und erfolgsversprechende Idee, neu am Markt, begeistertes Team – jetzt fehlt nur noch das Fünkchen Bekanntheit, um a) Kunden zu generieren und vor allem b) in der entscheidenden Startup-Phase Investoren zu finden. Viele Startups messen aber gerade angesichts eines vollgepackten Alltags in der Anfangsphase dem Thema Öffentlichkeitsarbeit eine untergeordnete Bedeutung zu. Erst mal eine Basis bilden, eine funktionierende Webseite, eine Vertriebsmöglichkeit fürs Produkt, Werbung, Mitarbeiter … Im Ansatz ist das zu begrüßen, aber warum wird dann das Thema PR gerne ausgeklammert? Keine Zeit, kein Know-how – also ähnlich wie bei etablierten Unternehmen.

Anders jedoch könnte die Herangehensweise sein. Ein medial unverbrauchtes Gesicht – am besten eines der Gründer – dient als Identifikation nach außen und innen gleichermaßen. PR-Maßnahmen, um dieses Gesicht zu positionieren zwischen Startup und Stakeholdern (potenziellen Mitarbeitern, Medien, Geldgebern, Multiplikatoren) muss der erste Schritt einer solchen PR-Strategie sein. Nur so lassen sich Botschaften des eigenen Unternehmens nach außen tragen. Das können Vortragsmöglichkeiten sein, Interviews mit Fachjournalisten, gepaart mit regen Social-Media-Aktivitäten. Aber immer mit dem Blick auf die Themen und zu bedienende Branche. Es gibt gezielte Medien, die sich nur mit den Themen Gründerszene und Startups befassen (z. B. Gründerszene). Aber auch Wirtschaftsmedien oder Tageszeitungen (regionaler Bezug kommt immer gut) befassen sich entweder in Sonderseiten oder im Rahmen von Unternehmensporträts auch mit neu gegründeten Unternehmen. Doch als Startup muss man schon aktiv auf die Meinungsbildner zugehen. Von nix kommt nix gilt auch hier und weniger ist in dem Fall nicht mehr. Deshalb oberstes Gebot: Mut haben!

Gerade für den Dialog mit Investoren ist es vorteilhaft, wenn man etwas Handfestes in Form der (positiven) Meinung eines Dritten dabei hat. So lässt sich leichter vermitteln, worum es geht und auch, dass das Konzept zukunftsfähig ist.

Aber das ist alles nur die halbe Wahrheit. Es gibt auch für uns als PRler durchaus Umstände, Startups von PR abzuraten. Insbesondere dann, wenn die Informationen, die das Startup verlassen dürfen und sollen, für die Medien nicht relevant sind oder einfach nicht genannt werden sollen. Es ist verständlich, dass geringe Finanzierungssummen, kleine Teams oder verhältnismäßig niedrige Nutzerzahlen ungern kommuniziert werden. Aber Kommunikation und Medienarbeit für Startups leben von der Offenheit. Wer hier nichts sagen will, lässt Potenzial einerseits brachliegen und kann sich definitiv auch Ausgaben für Öffentlichkeitsarbeit sparen.

Gleiches gilt dann, wenn sich im Unternehmen niemand für das Thema PR zuständig fühlt und als Ansprechpartner für Journalisten Präsenz zeigt. Denn genau das bringt eine Positionierung als Unternehmensgründer mit sich: Bereit stehen für die Medien, Journalisten einladen, virtuelle und reale Präsenz zeigen. Wer sich dazu nicht berufen fühlt, vermittelt eventuell den Eindruck, selbst nicht hinter der Idee zu stehen und das Startup vielleicht nur nebenher zu betreiben (und im „echten“ Leben einer ganz geregelten Arbeit nachzugehen). Und wie soll man dann andere, also auch die Medien, von seiner Idee begeistern?

 

 

Bild: Alfred J. Hahnenkamp/pixelio.de

Jasmin Sieverding ist seit Mai 2012 bei Sympra und als Senior Consultant tätig. Leidenschaftlich beschäftigt sie sich mit Fragen der Digitalisierung, IoT, Industrie 4.0.

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