Meine erste Uber-Fahrt

Uber kannte ich bisher nur aus Medienberichten. In Mexiko-Stadt konnte ich den Dienst jetzt zum ersten Mal testen.

Der Straßenverkehr in der mexikanischen Hauptstadt ist für einen Mitteleuropäer gewöhnungsbedürftig. Massen von Pkws stauen sich über 2-, 4-, 6- oder gar 8-spurige Straßen, dazwischen Busse, über 20 Meter lange Lastzüge – und natürlich Tausende von Taxis. Mehr als 140.000 davon soll es in der Stadt geben, bisher dunkelrot-gold lackiert, seit neuestem weiß-pink.

Wer sich nicht mit dem eigenen Wagen fortbewegen kann oder will, fährt mit der Metro, dem Bus, dem innovativen Metrobus, mit eben einem Taxi – oder mit Uber. Während der Dienst in Deutschland gerichtlich verboten wurden, konnte er sich in Mexiko-Stadt, trotz vehementem Protests der Taxifahrer, etablieren.

Zusammen mit meiner Schwägerin Karina habe ich am Flughafen unseren Mietwagen abgegeben. Für sie war klar, dass wir für die Rückfahrt einen Uber-Fahrer suchen würden, weil uns dies deutlich günstiger kommen sollte als eine Taxifahrt – insbesondere auch deshalb, weil Taxis ab dem Flughafen eine besondere Lizenz benötigen und daher höhere Preise haben.

In Echtzeit: Fahrer, Wagen und Standort
In Echtzeit: Fahrer, Wagen und Standort

Karina loggt sich über ihre iPhone-App ein und auf der Straßenkarte sehen wir in Echtzeit, welche Uber-Fahrzeuge sich gerade in unserer Nähe aufhalten. (Das Prinzip erinnert mich an MyTaxi.) Sie gibt das Ziel „Calle Zacatecas“ ein und tippt das nächst gelegene Fahrzeug an. Es ist – wie wir angezeigt bekommen – der Wagen von Mauricio Manuel, einem freundlichen Herrn mittleren Alters, der, ohne eine Taxilizenz zu besitzen, uns in seinem Privatwagen mitnehmen wird.

Wir machen über die App aus, dass er uns am Terminal-Tor 10 abholt, rufen ihn dann aber doch kurz an, um eine Abholung am näher gelegenen Tor 6 zu vereinbaren. Auf dem Stadtplan sehen wir, wie sich Señor Manuels Chevrolet uns nähert. Und schon ist er da, ein sauberer weißer Kleinwagen, wir steigen ein, und der Fahrer bietet uns gleich eine Flasche Wasser aus dem Handschuhfach an: „Les ofresco un aqua?“.

Uber vs. Taxi
Uber vs. Taxi

Wir fahren los, verlassen den Flughafen über eine achtspurige Stadtautobahn in Richtung Viaductos, einer der Hauptdurchgangsstraßen durch Mexiko-Stadt. Leiten lässt sich Señor Manuel über Google Maps auf seinem iPhone, das an einem Schwanenhals neben seinem Lenkrad befestigt ist. Wie erwartet, stehen wir auch schon nach kurzer Strecke im Stau bzw. bewegen uns im Schritttempo weiter. Google Maps zeigt die gewählte Strecke in Rot, allerdings alternativlos. Zum Glück nutzen sowohl der Fahrer, als auch meine Schwägerin Waze, eine App, die Bewegungsdaten der Waze-Community auswertet und wenigstens in Mexiko-Stadt „bessere“ Ergebnisse liefert als Google Maps: Waze leitet uns auf eine Parallelstraße um, auf der es tatsächlich weniger Verkehr hat. (Ich habe Waze inzwischen in Stuttgart ausprobiert, aber die Ergebnisse konnten mich nicht wirklich überzeugen, was daran liegen dürfte, dass die Anzahl der Personen, die hier ihre Bewegungsdaten weitergeben, noch zu gering ist.) Eigentümer von Waze ist übrigens Google.

Nach 45-minüter Fahrt kommen wir in der Calle Zacatecas an. Señor Manuel und Karina bestätigen dies in der App. Die Rechnung kommt ein paar Sekunden später per Mail aufs Smartphone, der Fahrtpreis wird über die Kreditkarte abgebucht.

Señor Manuel und sein tadelloser Chevrolet.
Señor Manuel und sein tadelloser Chevrolet.

Dass die Taxifahrer weltweit gegen Uber Sturm laufen, ist klar: Für sie bricht das Geschäftsmodell zusammen. Während sie eine Lizenz benötigen, womöglich Gesundheitschecks über sich ergehen lassen, ihren Wagen entsprechend ausstatten (und in Mexiko-Stadt in den nächsten Monaten umlackieren) müssen, reicht es Mauricio Manuel, sich bei Uber als Fahrer zu registrieren und gegen Provision Fahrgäste mitzunehmen. Je nach dem kann dies ein nettes Zubrot sein, wenn man ja sowieso unterwegs ist und dann auch problemlos einen zahlenden Mitfahrer mitnehmen kann; bei unserem Fahrer hatte ich den Eindruck, er ist hauptberuflich Uber-Fahrer – bestätigen wollte er mir das nicht.

Ich habe mich nach dieser Fahrt bei Uber als Kunde registriert und bin zum Mitfahren bereit – sollte der Dienst in Deutschland irgendwann zugelassen werden.

 

Nachtrag: Interessant ist diese Übersicht, wo überall auf der Welt Uber an rechtliche Grenzen stößt:

Uber-Rechtsprobleme-weltweit-Infografik

 

Über den Verfasser

Veit Mathauer ist einer der beiden Geschäftsführer von Sympra. Wirtschaftswissenschaftler, Journalist, PR-Mensch, Boardmitglied im internationalen Public Relations Network (PRN) und Blogger. Ansonsten auch in den einschlägigen sozialen Netzwerken zu finden.

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